Ich halte recht wenig davon, Arbeitsschritte oder Werkzeuge von Photoshop einzeln zu erklären, ohne sinnvollen Zusammenhang. Das erklärt teilsweise auch die merkwürdig anmutenden Titel einiger meiner Tutorials. Aber ich bin davon überzeugt, dass man Photoshop am schnellsten lernt, indem man einfach damit arbeitet -- und nicht, indem man nacheinander den Umgang mit einzelnen Werkzeugen lernt.
Und entsprechend möchte ich Euch auch in diesem Tutorial ein Beispiel-Projekt von Anfang bis Ende zeigen, bei dem Ihr quasi nebenbei einige nette PS-Funktionen kennen lernt, die man einzeln wahrscheinlich nie erklären würde: Wie man Ebenen exakt zentriert, wie man grob gerasterte Linien glättet und wie man mit wenig Aufwand Schriften (durch Schatten und Glanzeffekte) visuell aufpeppen kann!
Die fertige Tutorial Datei zum Nachvollziehen findet Ihr diesmal ganz am Schluss. Aber am sinnvollsten erscheint es mir bei diesem Tutorial, wenn Ihr die Arbeitsschritte gleich mit einem eigenem Text Eurer Wahl nachmacht.
Viel Spaß!
Wie Ihr seht, fange ich diesmal ganz von vorne an: Mit einer leeren Arbeitsfläche! Als erstes klickt Ihr auf DATEI > NEU.
Im folgenden Dialogfeld könnt Ihr den Namen, die Breite und Höhe Eures Bildes (in Pixel, Zentimeter oder Inches) und die Auflösung festlegen. Weiterhin könnt Ihr den Farbmodus wählen (RGB für Bildschirmanwendungen, CMYK falls Ihr ein Druckprojekt bearbeitet), und Ihr könnt festlegen, ob Ihr mit einem transparenten oder einem Hintergrund in weiß oder der Vordergrundfarbe arbeiten wollt.
Für dieses Tutorial verwende ich 800 x 500, RGB, 72 dpi (dots per inch) Auflösung und einen weißen Hintergrund.
So. Jetzt haben wir also ein schönes weißes Arbeitsdokument. Dann suchen wir uns als erstes mal eine Farbe aus. Das ist natürlich herzlich willkürlich und dem persönlichen Geschmack überlassen. Auf mich solltet Ihr bei der Farbwahl grundsätzlich nicht vertrauen, weil ich farbenblind bin, also ... sucht Euch vielleicht lieber eine Farbe raus, die Euch selber gefällt! Das macht bestimmt glücklicher!
Der "Farbwähler"-Dialog öffnet sich durch einen Doppelklick auf das "Vordergrundfarbe"-Symbol.
Ich arbeite nun erstmal mit dem Farbwert: #020580.
Wenn Ihr die Farbe eingestellt habt, klickt mit dem Text-Tool irgendwo in die leere Fläche und schreibt ein Wort Eurer Wahl. Das Text Tool übernimmt automatisch die eben eingestellte Vordergrundfarbe und merkt sich die zuletzt verwendete Schriftart:
Nun entspricht die jeweils zuletzt verwendete Schriftart freilich nicht immer dem, was man für das aktuelle Projekt im Kopf hat. Also: Schriftart wechseln.
Euren Text markiert Ihr, indem Ihr mit dem Text-Tool hinter den Text klickt, den linken Mauszeiger gedrückt haltet und über den ganzen Text zieht. Ist der Text markiert, könnt Ihr aus Eurem Schriftenmenü eine passende Schrift aussuchen.
Solange die Schrift markiert ist, könnt Ihr auch Größe, Laufweite, Zeilenabstand und das alles einstellen. Ich vergrößere die Schrift auf 120 Punkte ...
... und setze die Laufweite auf "-50". Dadurch rücken die Buchstaben etwas näher zusammen, was, die richtige Schriftart vorausgesetzt, oft einen netten Effekt hat.
So sieht das ganze jetzt bei mir aus. Ist aber noch nicht so richtig mittig. Und weil ich auf mein Augenmaß nicht vertraue, zeige ich Euch eine kleine, supereinfache Technik, wie Ihr Schriften, Objekte und Ebenen präzise ausrichten könnt.
Als erstes klickt auf das Auswahlrechteck (M). Mit dem Auswahlrechteck markiert Ihr sozusagen den Bezugsrahmen, auf den Ihr die Schrift ausrichtet. Da ich meinen Text in der horizontalen Mitte des ganzen Bildes haben möchte, markiere ich entsprechend auch die ganze Breite des Bildes:
Wechselt nun vom Auswahlrechteck zum Verschieben-Werkzeug (V). Solange Ihr eine aktive Auswahl habt, blendet sich oben das "Ausrichten"-Menü ein. Ich klicke auf Horizontale Mitten ausrichten -- und bin glücklich.
So sieht unser Projekt jetzt aus, exakt mittig. Und vor lauter Freude legen wirich gleich noch eine neue Ebene an!
Auf dieser neuen Ebenen will ich mich jetzt mal mit einer Handschrift versuchen. Also wähle ich zunächst eine Farbe, die idealerweise einen schönen Kontrast zu meiner ersten Farbe aufweist.
Macht dazu wieder einen Doppelklick auf das "Vordergrundfarbe" Symbol. Ich habe mich für den Farbwert: #FFB525 entschieden.
Als nächstes klickt auf das Buntstift-Werkzeug.
Im oberen Menü könnt Ihr eine "Pinselspitze" aussuchen. Durch Klick auf den Pfeil nach unten öffnet sich eine Übersicht mit allen Pinselspitzen.
Ich entscheide mich für einen Pinsel der Größe "35".
Jetzt könnt Ihr Euch künstlerisch verausgaben. Ich schreibe (sehr kreativ) mit dem Pinsel handschriftlich "King" unter meine mit dem Textwerkzeug feinsäuberlich erschaffene und präzise ausgerichtete Überschrift ... aber Ihr könnt natürlich schreiben was Ihr wollt ... macht Ihr wahrscheinlich eh.
Um diese brutal hässlich abgehackten Kanten, die dabei entstehen, irgendwie loszuwerden, gibt es in Photoshop locker ein Dutzend Tricks.
Ich möchte Euch einen zeigen, den man immer dann anwenden kann, wenn es darum geht, Linien, Schriften oder andere klare geometrische Formen zu glätten.
Als erstes wähle ich meine Handschrift aus. Das geht ganz einfach: Haltet die STRG-Taste gedrückt und klickt mit der linken Maustaste in der Ebenenauswahl auf die Ebene, die Ihr bearbeiten wollt ...
Photoshop erstellt so automatisch eine Auswahl, die die gleiche Form hat, wie das Objekt (die Schrift, die Linien, etc.) in dieser Ebene.
Der Trick, den wir anwenden, funktioniert im Grunde so: Wie nehmen das (kantige) Objekt, machen es unscharf (und verwischen damit die Kanten) und verwenden eine sanfte Methode, um das unscharfe Bild wieder scharf zu machen. Das Ergebnis: Die Form bleibt beinahe gleich -- aber die hässlichen Kanten sind verschwunden.
Soviel zu Theorie.
In der Praxis wechselt Ihr durch einen Klick auf "Kanäle" in die Farbkanal-Ansicht und legt dort eine neue Ebene an; einen "Alpha-Kanal".
Der Alpha-Kanal hat immer einen schwarzen Hintergrund. Unsere Auswahl wollen wir auf diesem Kanal entsprechend weiß einfärben.
In Photoshop gibt es für so gut wie jeden Befehl, jedes Werkzeug und jede Funktion ein eigenes Tastenkürzel -- was natürlich super praktisch ist, wenn man viel mit Photoshop arbeitet, weil man sich eine Menge Zeit mit Klicken und Suchen spart.
Das Tastenkürzel um Vordergrund- und Hintergrundfarbe auf Schwarz und Weiß zurück zu setzen ist einfach "D", um Vordergrund und Hintergrundfarbe zu tauschen "X".
Drückt also bitte einmal auf "D" und anschließend ALT+ENTF ... denn mit ALT+ENTF habt Ihr gleich das nächste Tastenkürzel angewendet: Auswahl mit Vordergrundfarbe füllen!
Ihr solltet jetzt weiße Schrift auf schwarzem Grund haben.
Höchste Zeit, die Kanten verschwinden zu lassen ...!
Wie schon gesagt, müssen wir unseren Text unscharf machen, um die Kanten glätten zu können. Klickt dazu in der oberen Menüleiste auf FILTER > WEICHZEICHNUNGSFILTER > GAUSSSCHER WEICHZEICHNER ...
Den Radius des Weichzeichners stellt Ihr nun nach Augenmaß ein; nämlich genau so weit, bis die Kanten verschwunden sind.
Ich habe einen Radius von "4,5" gewählt.
Und nun geht es daran, die unscharfen Linien wieder zu schärfen!
Dazu verwende ich die "Levels" Funktion, zu deutsch: "Tonwertkorrektur".
Die Tonwertkorrektur könnt Ihr auf zweierlei Art und Weise aufrufen: Ihr klickt in der oberen Menüleiste auf BILD > EINSTELLEN > TONWERTKORREKTUR ... oder Ihr verwendet das entsprechende Tastenkürzel: "STRG+L" (was irgendwie schneller geht, findet Ihr nicht auch?).
Mit der "Tonwertkorrektur" regelt Ihr die Schwarz- und Weißgrenze eines Bildes, könnt die Helligkeitsverteilung einstellen und den Tonwertraum verkleinern. (Das ist auch bei Fotos recht nützlich, um Kontraste und Helligkeit zu regeln.)
Was machen wir im aktuellen Fall?
Genau genommen, ist durch das "unscharf machen" unserer Handschrift ein Farbverlauf von Weiß über Grau zu Schwarz entstanden: Während Euer Bild am Anfang nur schwarz und weiß war, sind die Kanten zu Graustufen verschwommen. Indem wir jetzt den Tonwertraum von oben (Weiß) und unten (Schwarz) einschränken, verringern wir die Anzahl dieser Graustufen -- und "schärfen" somit das Bild wieder ... und zwar so weit, bis die Kanten für das Auge scharf aussehen.
Das klingt natürlich mächtig kompliziert. Aber orientiert Euch einfach an dem, wie ich es gemacht habe und vertraut auf Eure Augen!
Das Ergebnis, wie Ihr sehen werdet, ist eine viel glattere Kante als zuvor, mit der man echt zufrieden sein kann.
Aber: Noch sind wir im Alpha-Kanal ... und wir wollen die tollen, glatten Kanten schließlich in unserem Bild verwenden!
Ganz wichtig ist an dieser Stelle, dass wir die "neuen Kanten", nämlich die Kanten des Alpha-Kanals jetzt auswählen, um damit weiterzuarbeiten.
Zuvor müsst Ihr also Eure alte Auswahl loswerden -- "STRG+D".
Um die "neue Auswahl" (den Alpha-Kanal) auszuwählen, haltet STRG gedrückt und klickt auf den Alpha-Kanal.
Gut gemacht!
Zeit in die Ebenenansicht zurück zu wechseln!
Klickt auf den Reiter "Ebenen" und legt eine neue Ebene an, "Ebene 2", ... und füllt Eure neue Auswahl mit der Vordergrundfarbe, "STRG+ENTF"!
(Natürlich solltet Ihr Eure alte Ebene ("1") jetzt ausblenden. Ein Klick auf das Augensymbol!)
Wie sieht das ganze jetzt aus? -- So:
... wunderbar glatte Kanten. Alles prima. Nur nicht ganz mittig. Also: Mittig machen haben wir ja oben schon gelernt. Hier also nochmal im Schnelldurchlauf: Auswahlrechteck über die ganze Breite, ...
...Verschiebenwerkzeug, "horizontale Mitten ausrichten".
Wunderbar. Eigentlich wären wir jetzt fertig. Aber wo wir schon mal so weit gekommen sind, machen wir auch noch ein bisschen Fine-Tuning!
Unsere Handschrift soll ein bisschen plastischer wirken. Und genau dafür gibt es bei Photoshop ein paar wirklich leckere Effekte!
Mit einem Rechtsklick auf Eure Ebene > FÜLLOPTIONEN ...
... erhaltet Ihr folgendes Menü:
Das "Ebenenstil" Menü!
Mit den Ebenenstilen könnt Ihr Euch wirklich austoben. Und um ganz ehrlich zu sein: Das hat auch wieder viel mit Ausprobieren und Rumtoben zu tun, bis man da nach seinem persönlichen Geschmack die schönsten Effekte gefunden hat.
Was wir jetzt machen: Wir geben unserer Handschrift eine superweiche Kante (oder Abrundung) und einen Schatten.
Dazu klickt Ihr links auf den Bereich "Abgeflachte Kanten und Relief" und setzt die Farbtiefe auf "50%", den Weichzeichnen-Wert auf "12px" -- oder eben nach Eurem Geschmack.
Und als nächstes richtet Ihr den Schatten ein.
Klickt links auf "Schlagschatten" ... und lasst die Werte einfach so wie sie sind!
Die Schrift wirkt jetzt schon ein ganzes Stück "runder"; durch die Abrundung und den Schatten. Ein bisschen mehr Textur bekommt das ganze noch, wenn Ihr "Störungen" hinzufügt.
Klickt auf FILTER > STÖRUNGSFILTER > STÖRUNGEN HINZUFÜGEN ...
... und schaut mal, wie viel Störung Euer Bild verträgt (nach Augenmaß). Bei mir waren es, wie Ihr seht "2,30".
Und zum krönenden Abschluss, will ich beiden Ebenen (dem Text und der Handschrift) noch einen kleinen Glanz verpassen!
Legt eine neue Ebene an ...
... denn Glanz, Verläufe, Effekte macht man am besten immer auf einer separaten Ebene -- damit man mehr Kontrolle über den Effekt hat -- und damit man sich das Original nicht zerschießt, falls man es dann "doch nicht so hübsch" findet.
... und sorgt dafür, dass Weiß Eure Vordergrundfarbe ist.
Den Glanzeffekt man Ihr mit dem Verlaufswerkzeug (G). Aus dem Menü oben wählt Ihr den Verlauf "Vordergrundfarbe zu Transparent" ...
... sorgt dafür, dass der "Radialverlauf" aktiviert ist ...
href="http://3.bp.blogspot.com/_cjOq0VaRUrY/SHde_xGa1JI/AAAAAAAAAvE/COc1_BCyUpQ/s1600-h/bild33.jpg">
... und mal einen Verlauf quer über Eure Handschrift, bei mir: vom "i" Punkt bis zum "G".
Bei dicken, großen Buchstaben ergibt es einen schönen Effekt, wenn der Glanz-Layer etwas schmaler ist, als die Schrift selbst. Mit STRG und Linksklick auf die Handschrift-Ebene holt Ihr Euch eine Auswahl ... und die verkleinern wird jetzt ... AUSWAHL > AUSWAHL VERÄNDERN > VERKLEINERN ...
... um 2 Pixel. Das hört sich nicht viel an; ist auch nicht viel; soll aber auch nur ein ganz subtiler Effekt sein!
Weil wir nur den Glanz außerhalb unserer Buchstaben löschen wollen, müssen wir die Auswahl invertieren. Das geht entweder über AUSWAHL > AUSWAHL UMKEHREN -- oder das entsprechende Tastenkürzel: STRG+UMSCHALT+I.
Jetzt ist alles markiert, bis auf den Bereich unserer Buchstaben, wo wir den Glanzeffekt sehen wollen. Also löschen wir -- durch Drücken der ENTF Taste.
So sieht aus, was wir gebastelt haben.
Der Glanz ist noch ein wenig stark, also: ...
... setzen wir die Deckkraft der Glanzebene herunter (im Beispiel: auf "35%").
Nun widmen wir uns noch einem Glanz für die Schrift oben und dann sind wir fertig!
Bei der oberen Schrift soll es aussehen, als würde sie von unten ganz leicht beleuchtet.
Wählt Euch dazu das elliptische Auswahlwerkzeug und zeichnet eine Auswahl quer über die Schrift ... etwa so:
Bei der Gelegenheit kann ich Euch gleich eine zweite Möglichkeit zeigen, weiche Verlaufe zu erstellen: Statt des Verlaufswerkzeugs geht das nämlich auch durch eine weichgezeichnete Farbfläche.
Füllt Eure Auswahl zunächst mit Weiß, durch STRG+ENTF (oder ALT+ENTF). Dann klickt auf FILTER > WEICHZEICHNUNGSFILTER > GAUSSSCHER WEICHZEICHNER ... und stellt einfach so lange an den Werten rum, bis es Euch gefällt.
Auch hier soll der Glanz ja nur über der Schrift liegen. Deswegen erzeugen wir uns mit STRG+ Klick auf die Textebene eine Auswahl der Schrift, invertieren die Auswahl (mit STRG+UMSCHALT+I) und löschen alles außen herum weg (durch ENTF).
Und ob Ihr es glaubt oder nicht: Jetzt setzt Ihr noch die Deckkraft ein wenig herunter, damit der Glanz nicht so dominiert (40% vielleicht) ...
Und schon seid Ihr fertig! -- Jippie!
Was jetzt noch kommt, ist reiner Schönheitswahn: Falls Ihr nach einem Projekt feststellt: "Upps, meine Arbeitsfläche ist ja eigentlich größer, als sie sein müsste", könnt Ihr die Arbeitsfläche mit dem "Freistellungs-Werkzeug" (C) zurechtschneiden.
Fleißarbeit, sozusagen:
So sieht unser Ergebnis aus:
Hier findet Ihr das PSD-File zu diesem Tutorial: Tutorial 5
Viel Spaß beim Üben!
